Discussion:
Kalkulation für Wartungsverträge
(zu alt für eine Antwort)
Michaela Dorn
2005-03-30 10:27:30 UTC
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Halli hallo,

wir sind zu dritt und betreuen kleine und mittlere EDV-Netzwerke.
Bezahlt wird nach Aufwand, es gibt keine Wartungsverträge. Dabei sind
zwei Probleme entstanden.

Viele kleinere Fehler können wir per Fernwartung beheben, da wir zu
sämtlichen Kunden VPN-Verbindungen haben. Das sind oft Sachen von
wenigen Minuten und ein paar Mausklicks und schon ist das Problem
behoben. Dafür lohnt es sich allerdings nicht eine Rechnung zu
schreiben.

Manchmal sitzt man fast den ganzen Tag im Büro und kommt zu keiner
größeren Sache, weil dauernd irgendwelche kleineren Probleme bei den
Kunden zu beheben waren. Erlös: 0,00 Euro.

Das schlimmste dabei ist aber, dass sich Kunden an Remote-Zugriffe
gewöhnen und diese dann auch nutzen. Anstatt nachzudenken wird dann
schon mal schnell angerufen.

Auch rufen die dann an, wenn wir gar nciht der Ansprechpartner sind.
Beispielsweise geht das Internet nicht. Ich gehe per Fernwartung auf
den Router und sehe, dass das DSL-modem okay ist, aber DSL in der Vst.
tot ist. Also Telekom-Problem. Der Kunde erwartet aber von mir die
Behebung des Fehlers.

Wir überlegen so etwas wie ein Ticketsystem einzuführen. Pro
Remote-Wartung einen bestimmten Betrag zu berechnen und dann
beispielsweise am Monatsende eine Sammelrechnung für die verbrauchten
Tickets zu schreiben. Oder der Kunde sollte die Tickets im voraus
kaufen.

Wie löst ihr das?

Das zweite Problem sind die Reaktionszeiten. Im Moment mangelt es uns
noch an Vollauslastung (wir machen das erst seit kurzer Zeit), so dass
mindestens einer von uns irgendwie immer verfügbar ist. Die Kunden
sind also von uns so verwöhnt, dass es für sie selbstverständlich
geworden ist Hilfe sofort zu erhalten, auch vor Ort.

Wir würden uns jetzt gern die Reaktionszeiten bezahlen lassen. Wer es
eilig hat dem sollte das auch etwas wert sein. Für Hardware sehen wir
keinen Grund Wartungsverträge anzubieten. Die soll der Kunde neu
kaufen oder reparieren lassen (nach Aufwand). Im Gegenzug könnten wir
uns dann auch endlich das Personal aufstocken und den Kunden gegenüber
mit vertraglich zugesicherten Reaktionszeiten arbeiten. Es sollte also
so sein, dass alle Gelder aus den Verträgen mit der Zusicherung der
Reaktionszeiten dafür reichen sollten, einen kompletten Mitarbeiter
den ganzen Tag im Büro sitzen zu lassen und dann bei Bedarf
losschicken zu können. Naja, so fast zumindest.

Ergänzend würden wir das natürlich auch gern machen, um Geld zu
verdienen. In unserer Branche wird damit gerade von größeren
Service-Anbietern richtig Geld verdient. Nur möchten wir uns nicht
unbedingt mit Siemens oder IBM oder großen Systemhäusern mit 50 oder
mehr Mitarbeitern vergleichen.

Weiterhin soll von den Erlösen aus den Verträgen ein Lagerbestand
finanziert sein, den man halt immer braucht, wenn es schnell gehen
muss. Switche, Router, PCs, Ersatz-Server, etc. Das teuerste hierbei
ist der Wertverfall. Das muss irgendwie bezahlt werden.

Die Kunden zu fragen was sie bereit sind für einen Wartungsvertrag
auszugeben ist weitgehend sinnfrei, soll ja nix kosten.

Kann uns mal jemand einen Tipp geben.

CU Michaela
Thorsten Dampf
2005-03-30 11:34:21 UTC
Permalink
Post by Michaela Dorn
Halli hallo,
Hi Michaela,
Post by Michaela Dorn
wir sind zu dritt und betreuen kleine und mittlere EDV-Netzwerke.
Bezahlt wird nach Aufwand, es gibt keine Wartungsverträge. Dabei sind
zwei Probleme entstanden.
Viele kleinere Fehler können wir per Fernwartung beheben, da wir zu
sämtlichen Kunden VPN-Verbindungen haben. Das sind oft Sachen von
wenigen Minuten und ein paar Mausklicks und schon ist das Problem
behoben. Dafür lohnt es sich allerdings nicht eine Rechnung zu
schreiben.
...
Wie löst ihr das?
Warum schreibt Ihr diese Support-Zeiten nicht einfach auf? Ich habe eine
Excel-Liste, in der ich Kunde, Datum, Zeit und Tätigkeit vermerke. Diese
Liste schaue ich regelmäßig durch, und schreibe jedem Kunden, bei dem X
Stunden zusammengekommen sind, die entsprechende Rechnung....
In Eurem Fall wäre die Liste zu erweitern, z.B. um den Mitarbeiter, der
den Support-Fall bearbeitet hat... Muss ja auch nicht unbedingt Excel
sein, da gibt es sicher noch andere Möglichkeiten, solche Zeiten zu
erfassen....
Post by Michaela Dorn
Das zweite Problem sind die Reaktionszeiten. Im Moment mangelt es uns
noch an Vollauslastung (wir machen das erst seit kurzer Zeit), so dass
mindestens einer von uns irgendwie immer verfügbar ist. Die Kunden
sind also von uns so verwöhnt, dass es für sie selbstverständlich
geworden ist Hilfe sofort zu erhalten, auch vor Ort.
Wir würden uns jetzt gern die Reaktionszeiten bezahlen lassen. Wer es
eilig hat dem sollte das auch etwas wert sein. Für Hardware sehen wir
keinen Grund Wartungsverträge anzubieten. Die soll der Kunde neu
kaufen oder reparieren lassen (nach Aufwand). Im Gegenzug könnten wir
uns dann auch endlich das Personal aufstocken und den Kunden gegenüber
mit vertraglich zugesicherten Reaktionszeiten arbeiten. Es sollte also
so sein, dass alle Gelder aus den Verträgen mit der Zusicherung der
Reaktionszeiten dafür reichen sollten, einen kompletten Mitarbeiter
den ganzen Tag im Büro sitzen zu lassen und dann bei Bedarf
losschicken zu können. Naja, so fast zumindest.
Und was macht Ihr, wenn dieser eine Mitarbeiter gerade beim Kunden ist,
um dort einen Notfall zu bearbeiten, und in der Zeit ein weiterer
Notfall reinkommt? Dann wird das mit der zugesicherten Reaktionszeit
schon schwierig...


Cheers, Thorsten
Martin Schoenbeck
2005-03-30 11:43:31 UTC
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Hallo Michaela,
Post by Michaela Dorn
Viele kleinere Fehler können wir per Fernwartung beheben, da wir zu
sämtlichen Kunden VPN-Verbindungen haben. Das sind oft Sachen von
wenigen Minuten und ein paar Mausklicks und schon ist das Problem
behoben. Dafür lohnt es sich allerdings nicht eine Rechnung zu
schreiben.
Wir machen das so, daß wir angefangen Viertelstunden berechnen. Dadurch
rufen die Kunden nicht wegen Albernheiten an, haben aber auch keine
Hemmungen (weil sie wissen, daß sie es bezahlen) auch wegen Dingen
anzurufen, die selbst herauszufinden sie einfach kein Lust haben. Oder es
unrentabel finden. Wenn innerhalb der bereits angefangenen Viertelstunde
mehrere Anrufe desselben Kunden kommen, zählen die natürlich nicht neu.
Ruft der aber Stunden später erneut an, dann ja. Die Kunden verstehen diese
Berechnung auch, weil auch sie einsehen, daß man damit auf jeden Fall aus
der aktuellen Arbeit raus ist. Natürlich gibt's auch Situationen, wo
trotzdem nichts berechnet wird, dann nämlich, wenn es uns selbst albern
vorkäme.

Gruß Martin
--
Bitte nicht an der E-Mail-Adresse fummeln, die paßt so.
-------------------------------------------------------
Softwarepatente? Nein, danke. Hier eintragen:
http://petition.eurolinux.org/index_html
Monsieur Ibrahim
2005-03-30 18:29:56 UTC
Permalink
Post by Michaela Dorn
Halli hallo,
wir sind zu dritt und betreuen kleine und mittlere EDV-Netzwerke.
Bezahlt wird nach Aufwand, es gibt keine Wartungsverträge. Dabei sind
zwei Probleme entstanden.
Warum keine Wartungsverträge? Das wäre für euch und für den Kunden
besser kalkulierbar. Zu dritt sollte es ja eigentlich möglich sein, dass
zumindest in den Bürozeiten immer eine Kontaktperson anwesend ist.
Post by Michaela Dorn
Viele kleinere Fehler können wir per Fernwartung beheben, da wir zu
sämtlichen Kunden VPN-Verbindungen haben. Das sind oft Sachen von
wenigen Minuten und ein paar Mausklicks und schon ist das Problem
behoben. Dafür lohnt es sich allerdings nicht eine Rechnung zu
schreiben.
Alles notieren und am Monatsende summieren könnte sich schon lohnen.
Mindesteinheit 15 Min. wurde ja schon vorgeschlagen.
Post by Michaela Dorn
Wir überlegen so etwas wie ein Ticketsystem einzuführen. Pro
Remote-Wartung einen bestimmten Betrag zu berechnen und dann
beispielsweise am Monatsende eine Sammelrechnung für die verbrauchten
Tickets zu schreiben. Oder der Kunde sollte die Tickets im voraus
kaufen.
Gute ausbaufähige Idee, das mit den Tickets.
Post by Michaela Dorn
Wie löst ihr das?
Zur Zeit auch noch ohne Wartungsverträge mit der manuellen Notierung des
Aufwands wie oben beschrieben (15 Min. Einheiten). Keine
Wartungsverträge, da ich hier momentan noch keine festen Reaktionszeiten
garantieren kann.
Post by Michaela Dorn
Das zweite Problem sind die Reaktionszeiten. Im Moment mangelt es uns
noch an Vollauslastung (wir machen das erst seit kurzer Zeit), so dass
mindestens einer von uns irgendwie immer verfügbar ist. Die Kunden
sind also von uns so verwöhnt, dass es für sie selbstverständlich
geworden ist Hilfe sofort zu erhalten, auch vor Ort.
Für den Vor-Ort-Einsatz setze ich eine relativ hohe Fahrtkostenpauschale
an. Diese soll auch teilweise "abschrecken" und nur im Notfall in
Anspruch genommen werden. Remote-Administration ist damit für den Kunden
günstiger.
Post by Michaela Dorn
Wir würden uns jetzt gern die Reaktionszeiten bezahlen lassen. Wer es
eilig hat dem sollte das auch etwas wert sein. Für Hardware sehen wir
Wenn es dem Kunden plausibel und wichtig ist, wird er auch
Reaktionszeiten bezahlen. Dies könnte bei Betrieben der Fall sein, bei
denen die Produktion steht, sofern ein Rechner ausfällt. Bei Händlern
und Handwerkern ist das oft nicht der Fall.
Post by Michaela Dorn
keinen Grund Wartungsverträge anzubieten. Die soll der Kunde neu
kaufen oder reparieren lassen (nach Aufwand). Im Gegenzug könnten wir
Wenn Ihr auch Hardware verkauft, könnten Hardware-Serviceverträge für
den Kunden ebenfalls interessant sein. Da neue PCs relativ selten
ausfallen (sofern sie anfangs gründlich geprüft worden sind), könnte
dies auch eine interessante Einnahmequelle sein.
Post by Michaela Dorn
Die Kunden zu fragen was sie bereit sind für einen Wartungsvertrag
auszugeben ist weitgehend sinnfrei, soll ja nix kosten.
yepp :-/

Gruß
M.I.
thomas
2005-03-30 22:11:49 UTC
Permalink
hallo halli Michaela :)
Post by Michaela Dorn
Halli hallo,
wir sind zu dritt und betreuen kleine und mittlere EDV-Netzwerke.
Bezahlt wird nach Aufwand, es gibt keine Wartungsverträge. Dabei sind
zwei Probleme entstanden.
DAS kann ich mir vorstellen.
Post by Michaela Dorn
Viele kleinere Fehler können wir per Fernwartung beheben, da wir zu
sämtlichen Kunden VPN-Verbindungen haben. Das sind oft Sachen von
wenigen Minuten und ein paar Mausklicks und schon ist das Problem
behoben. Dafür lohnt es sich allerdings nicht eine Rechnung zu
schreiben.
Doch. Denn was ist mit eurem Wissen, welches Ihr einsetzt um die Probleme
eurer Kunden zu lösen?
Post by Michaela Dorn
gewöhnen und diese dann auch nutzen. Anstatt nachzudenken wird dann
schon mal schnell angerufen.
Schön. Wenn Ihr für Ihn denken müßt soll er das auch zahlen.
Post by Michaela Dorn
tot ist. Also Telekom-Problem. Der Kunde erwartet aber von mir die
Behebung des Fehlers.
So, nun hör ich mal auf hier wild rumzuquoten und beschreibe mal den
eindruck, der sich bei mir erweckt. es kommt mir so vor, als ob ihr eure
leistungen besser nach außen und innen kommunizieren müßt. Ich kenne dies
von vielen kleineren unternehmen, dass häufig die angst vorhanden ist,
bestimmte leistungen nicht abrechnen zu können, da manchmal "nur" ein paar
minuten zeit investiert werden. Dies ist gerade im beratungssektor sehr
gefährlich für das eigene unternehmerwohl.

ich kann euch natürlich hier keine ultimativlösung anbieten, rate euch aber
mal dringenst zu einem brainstorming und einer analyse eures
"geschäftsumfeldes" und einer "selbstfindung der eigenen identität". (gott o
gott ...das klingt hochgestochen :)

1. allgemeinere analyse/überlegungen:
habt ihr konkurrenz? wie verfährt diese? wer genau sind eure kunden? wie
kommt ihr an eure kunden? wieso bleiben eure kunden bei euch? was
präsentiert ihr euer unternehmen und eure dienstleistung neuen kunden? Womit
sind kunden besonders zufrieden, womit sind sie unzufrieden? wie gut
ausgearbeitet sind unsere verträge?wo liegt euer usp ?

2. überlegen überlegen überlegen und niederschreiben:
was genau sind unsere leistungen? was ist abrechenbar? WARUM ist etwas
abrechenbar (auch eine beratungsleistung oder hilfestellung von ca. 2
minuten...) ? welche argumentationen sprechen für abrechnungen - welche
dagegen? wie können wir kunden gegenüber argumentieren? etc etc etc

3. welche möglichkeiten & risiken gibt es
-kostenpflichtige rufnummern.
-ticketsysteme über internet (doof, wenn das internet des kunden nicht
funktioniert)
-allgemeine wartungsverträge (bestehende kunden evtl mal analysieren und
überlegen für wen das jetzt schon sinn macht)
-einfach die erbrachten leistungen und die zeit aufschreiben (evtl.
zeiterfassungstool an jedem arbeitsplatz)
- etc.
Post by Michaela Dorn
Die Kunden zu fragen was sie bereit sind für einen Wartungsvertrag
auszugeben ist weitgehend sinnfrei, soll ja nix kosten.
HÖ ? also kommen kunden zu euch und sagen : "ich will eure hilfe aber
umsonst oder gaaaaaaanz billig"? ?
a. ihr habt die falschen kunden
b. ihr kommuniziert mit euren kunden falsch
c. ihr müßt dringenst an euren unternehmsdarstellung arbeiten

das wars erstmal so auf die schnelle ... ich hoffe ich konnte dir/ euch ein
paar denkanstöße geben. Ich kenne euer Grundproblem von vielen
kleinbetrieben und kann euch aus erfahrung nur raten euch eine bessere
"kommunikationsstrategie" zuzulegen. das hilft. euch und euren kunden.

alles gute und viel erfolg wünscht euch

thomas

---
Thomas Ulbricht
Life1: http://www.lockruf.com
Andreas Völker
2005-03-31 08:20:37 UTC
Permalink
Michaela Dorn wrote:
...
Post by Michaela Dorn
Viele kleinere Fehler können wir per Fernwartung beheben, da wir zu
sämtlichen Kunden VPN-Verbindungen haben. Das sind oft Sachen von
wenigen Minuten und ein paar Mausklicks und schon ist das Problem
behoben. Dafür lohnt es sich allerdings nicht eine Rechnung zu
schreiben.
...

Ich habe eine Zeiterfassung auf dem Palm Pilot (Titrax) (Vorteil: den
kann man immer dabei haben). Klingel das Telefon, ein Klick auf dem
Kunden, hinterher eine kurze Notiz, ein 2. Klick, und die Zeit stopt.
Ab und zu schiebe ich die Sachen vom Palm in eine Datenbank.
Daraus wird am Monatsende pro Kunde ein Liste mit alle Arbeiten generiert,
über die Summe der Zeit eine Rechnung geschrieben und die Liste zusammen
mit der Rechnung versandt. Der Kunde hat eine Dokumentation, was wann
an seinen Servern gemacht wurde (ich arbeite zu 90% remote) und auch die
2-Minuten Jobs gehen nicht unter. Bisher hat es sich immer gelohnt,
eine Rechnung zu schreiben (Und wenn, knast Du ja auch 2 Monate
zusammenfassen). Und darüber, das jede Kleinigkeit aufgeführt ist, hat
sich noch kein Kunde beschwert.

...
Post by Michaela Dorn
Auch rufen die dann an, wenn wir gar nciht der Ansprechpartner sind.
Beispielsweise geht das Internet nicht. Ich gehe per Fernwartung auf
den Router und sehe, dass das DSL-modem okay ist, aber DSL in der Vst.
tot ist. Also Telekom-Problem. Der Kunde erwartet aber von mir die
Behebung des Fehlers.
...

Wo ist das Problem ?
Dann rufe doch im Auftrag des Kunden die Störstelle an, gib Deine
Telefonnummer als Rückrufnummer an, informiere den Kunden, das ein
Problem auf Telekom-Seite vorliegt und Du ihn wieder anrufen wirst,
wenn die Störung behoben ist.
Du kannst sicherlich eher als Dein Kunde sehen, ob das Problem an der
DSL-Leitung oder mal wieder am Radius-Server der Telekom liegt.
Deinen Aufwand stellst Du ihn in Rechnung und fertig.



Andreas
--
Andreas Völker http://www.avitc.de
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